Fakultät Kultur- und Sozialwissenschaften
 
Einführung in die Erziehungs- und Bildungswissenschaft (SoSe 20)
Das Semester dieser Veranstaltung ist beendet.
grundlegende Überarbeitung: Wintersemester 2018/2019 Umfang: 8.0 SWS
nächster geplanter Einsatz: -keine Angaben vorhanden- Autorinnen und Autoren
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Beschreibung
KursbeschreibungDas Modul beginnt mit der Kurseinheit 1: Geschichte der Bildungswissenschaft. Hier werden die zentralen historischen Entwicklungslinien pädagogischen Denkens nachgezeichnet, die auch für gegenwärtiges Nachdenken über Fragen von Erziehung und Bildung relevant sind. Die Beschäftigung mit der Geschichte von Pädagogik, Erziehungswissenschaft und Erziehungswirklichkeit ist damit also nicht reiner Selbstzweck. Sie eröffnet Ihnen vielmehr einen ersten Einblick in diejenigen Fragen, Gegenstände und Probleme, mit denen man sich auseinandersetzen muss, wenn man auch heute über Erziehungs- und Bildungsprobleme im wissenschaftlichen, aber auch im praktischen oder bildungspolitischen Kontext nachdenkt. Was kann der Mensch überhaupt lernen? Wie kann man solche Lernprozesse steuern? Wie kann man Erziehungs-, Lern- und Bildungsprozesse sinnvoll gestalten? Welches Ziel sollen solche Steuerungsprozesse überhaupt haben? Woraufhin sollen Kinder, Jugendliche oder auch Erwachsene erzogen bzw. gebildet werden? Welche Rolle soll und darf dabei der Staat, die Wirtschaft oder die Religion spielen? Und so weiter und so fort ? Dies alles sind Fragen, die wir uns nicht erst seit heute stellen, sondern die das Nachdenken über Erziehung und Bildung seit Langem begleiten. Insofern hilft Ihnen eine intensive Beschäftigung mit der Geschichte unseres Faches dabei, das Anliegen einer solchen Wissenschaft zu verstehen, die historischen Antworten auf diese Fragen mit denen in der heutigen zu vergleichen, die Theoriediskurse der Erziehungs- und Bildungswissenschaft besser zu verstehen oder auch bildungspolitische Fragen vor diesem Hintergrund einzuordnen.
Die Kurseinheit legt dabei einen Schwerpunkt auf die historischen Entwicklungslinien seit dem 18. Jahrhundert, da in dieser Zeit, und damit im Zeitalter der Aufklärung, der Beginn eines systematischen Nachdenkens über grundlegende Fragen von Bildung und Erziehung verortet werden kann. Dies bedeutet nicht, dass die Menschen erst ab dieser Zeit beginnen, über Erziehungsfragen nachzudenken. Dieses Denken ist wohl so alt wie die Menschheit selbst, da es immer auch um die Frage geht, wie Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten an die nächste Generation weitergegeben werden können. Das haben Menschen wohl schon immer und überall getan. Ob und wie man dies aber übergreifend und für alle gültig bestimmen kann, woraufhin Menschen erzogen werden sollen, was ?Bildungsinhalte‘ sein können und wie dieser Prozess organisiert werden kann, das sind Fragen, die mit der Aufklärung und der Ablösung einer ständischen Gesellschaft beginnen. Die Kurseinheit 2: Geschichte der Erziehungs- und Bildungswissenschaft widmet sich dann den Grundbegriffen unserer Disziplin. Für die Kommunikation innerhalb einer Wissenschaft ist eine Verständigung über die verwendeten Begriffe sehr wichtig. Sie werden sehen, dass es nicht einfach ist, zu bestimmen, was denn Erziehung, Bildung, Lernen oder Sozialisation sein soll. In der Erziehungs- und Bildungswissenschaft haben wir es nämlich mit dem Problem zu tun, dass wir hier zumeist Begriffe verwenden, die auch in der Alltagssprache eine Rolle spielen: jede/r hat eine Ahnung und vermutlich eine eigene Auffassung davon, was Erziehung bedeuten soll oder wie Erziehung geschehen soll, jede/r hat vielleicht auch eine Idee davon, was Bildung ist und wer als ?gebildet‘ gelten kann und jede/r verbindet wohl mit dem Begriff des Lernens zumindest eine Handlung, in der etwas Neues zum Bestehenden hinzukommt. Im Alltag haben wir also von diesen Begriffen eine bestimmte Vorstellung, diese ist jedoch kaum näher bestimmt und nicht mit den wissenschaftlichen Anforderungen an einen Begriff vergleichbar. Deshalb führt diese Kurseinheit Sie auch erst einmal in die Differenzen zwischen Alltagsbegriffen und wissenschaftlichen Begriffen, aber auch denen der pädagogischen Praxis ein und zeigt auf, welche Ansprüche an wissenschaftliche Begrifflichkeiten gestellt werden. Die Auseinandersetzung mit den Begriffen Erziehung, Bildung, Lernen und Sozialisation erfolgt dann jeweils auf drei Ebenen: zunächst wird auf die Begriffsgeschichte eingegangen, die wichtige Grundmerkmale des jeweiligen Begriffs verdeutlicht, dann werden theoretische Linien beschrieben, die in unterschiedlicher Weise diesen Begriff definieren und schließlich wird auf die theoretischen Leistungen aufmerksam gemacht, die sich mit der wissenschaftlichen Arbeit an diesem Begriff verbinden lassen.
Für Ihr weiteres Studium soll diese Kurseinheit zeigen, wie wichtig es ist, in wissenschaftlichen Argumentationen und Abhandlungen (z.B. Hausarbeiten; Abschlussarbeiten, aber auch Beiträgen in wissenschaftlicher Literatur) deutlich zu machen, mit welchen Begriffen man arbeitet und aus welcher theoretischen Perspektive man diese Begriffe betrachtet. Da in der Wissenschaft ganz unterschiedliche Ansätze darüber vorliegen, was unter Erziehung, Bildung, Lernen oder Sozialisation verstanden werden kann, ist dies jeweils herauszuarbeiten. Was meine ich genau, wenn ich über Bildung im schulischen Kontext schreibe? Auf welche Sozialisationstheorie beziehe ich mich, wenn ich über die sozialisatorischen Wirkungen des Medienumgangs bei Jugendlichen spreche? Welches Erziehungsverständnis liegt meiner Hausarbeit über die Erziehungsstile in muslimischen Familien zugrunde? Diese Fragen müssen im wissenschaftlichen Feld geklärt werden, um angemessen argumentieren zu können. Die Kurseinheit wird Ihnen dafür eine erste Orientierung liefern. Die Kurseinheit 3 Erziehungs- und Bildungswissenschaft als Wissenschaftsdisziplin beschäftigt sich dann mit der Entstehung und der heutigen Gestalt der Erziehungs- und Bildungswissenschaft, das heißt der Wissenschaft, die Sie hier studieren und die sich mit Fragen von Erziehung und Bildung befasst. Für Sie als Studierende ist dies deshalb von zentraler Bedeutung, da Sie hier zum einen Einblick darin bekommen, wie sich Ihre Disziplin strukturell entwickelt hat, warum man sie heute an einer Universität studieren kann und mit welchen Fragen sich Erziehungs- und Bildungswissenschaftler*innen auseinandersetzen. Zum anderen geht es in dieser Kurseinheit vor allem darum zu erfahren, welche Ideen es davon gibt, womit sich diese Wissenschaft beschäftigen soll, welche Rolle sie für die pädagogische Praxis spielen kann, welche Fragen und Gegenstände sie untersuchen soll und mit welchen Methoden sie dies tun kann. Solche Fragen nennt man auch wissenschaftstheoretische Fragen. Sie beziehen sich darauf, wie eine Wissenschaft sein soll und was sie von anderen Wissenschaften oder Disziplinen unterscheidet.
In dieser Kurseinheit erfahren Sie, warum es aktuell ganz verschiedene Bezeichnungen für die Wissenschaft gibt, die sie hier studieren. Erziehungswissenschaft, Bildungswissenschaft oder auch Pädagogik werden oft synonym gebraucht, manchmal aber auch in der Absicht, Differenzen zu markieren. Wie sich diese Verwendungen herausgebildet haben und zuallererst, wie das Nachdenken über Fragen von Erziehung und Bildung zu einer Wissenschaft geworden ist, die sie heute an vielen Universitäten studieren können, dies wird im ersten Teil der Kurseinheit nachgezeichnet. Zudem wird es darum gehen, Ihnen zu zeigen, wie die Disziplin aktuell aufgebaut ist, welche Subdisziplinen sich mittlerweile herausgebildet haben und wie sie sich zu anderen Disziplinen verhält. Der Hauptteil dieser Kurseinheit zeigt Ihnen dann auf, wie sich diejenigen, die Erziehungs- bzw. Bildungswissenschaft als Wissenschaft betreiben, vorstellen, was diese Wissenschaft können, fragen und tun muss. Dies geschieht in historischer Perspektive ausgehend von den unterschiedlichen wissenschaftstheoretischen Konzeptionen, die bislang über diese Disziplin vorliegen. Die unterschiedlichen Theorieströmungen werden dabei mit ihren zentralen Vertreter*innen und Grundaussagen vorgestellt und in ihren Wirkungen und Problematiken diskutiert. Sie werden sehen, dass beim Nachdenken über die Frage, was Erziehungs- oder Bildungswissenschaft tun soll, im Laufe der Geschichte ganz unterschiedliche Ansätze gefunden wurden und dass auch heute verschiedene Konzeptionen parallel existieren. So waren und sind sich die Fachvertreter*innen nicht einig darüber, ob diese Wissenschaft eher empirisch ausgerichtet sein soll oder eher philosophisch, ob sie eher mit Methoden der Naturwissenschaften arbeiten und messen soll, was Menschen lernen oder wie Erziehung funktioniert oder ob sie eher mit Methoden der Interpretation verstehen soll, wie sich Lern- und Bildungsprozesse individuell gestalten. Einigkeit besteht ebenso wenig, wie auch die Kurseinheit 2 gezeigt hat, über die Frage, wie die Grundbegriffe zu definieren sind und wie damit Erziehung oder Bildung überhaupt zu verstehen sind, woraus sich wiederum zentrale Fragen ableiten, die das wissenschaftliche Vorgehen betreffen. Damit zeigt ihnen diese Kurseinheit auf, wie plural und ausdifferenziert gegenwärtig das wissenschaftliche Feld der Erziehungs- und Bildungswissenschaft ist, welche Fragen diese Wissenschaft stellt und welche unterschiedlichen Herangehensweisen an diese Fragen existieren.
Die Kurseinheit 4 Adressaten und Handlungsfelder widmet sich schließlich den Personengruppen und den Bereichen der pädagogischen Praxis, mit denen sich die Erziehungs- bzw. Bildungswissenschaft beschäftigt. D.h. Sie bekommen hier einen Überblick darüber, wie aus bildungswissenschaftlicher Perspektive die Adressaten und die pädagogischen Handlungsfelder gefasst werden und wie diese in den wissenschaftlichen Blick geraten. Damit geht es hier nicht darum, wie in den jeweiligen Berufsfeldern und bezogen auf die jeweiligen Adressatengruppen gehandelt werden soll, sondern darum, wie diese zu einem Gegenstand der Bildungs- bzw. Erziehungswissenschaft werden.
In dieser Kurseinheit werden Sie sehen, dass in den Blick dieser Wissenschaft nicht mehr nur Kinder geraten, sondern dass Fragen von Erziehung und Bildung mittlerweile auf alle Altersgruppen bezogen werden können. In der pädagogischen Praxis ist Ihnen das sicher geläufig und Sie haben wohl schon öfter den Begriff des lebenslangen Lernens gehört. Insofern befasst sich diese Kurseinheit zunächst mit Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und älteren Menschen, die als Adressatengruppen in den Blick pädagogischer Praxis geraten. Aber so wie es bei den Grundbegriffen und den Theorien zur Erziehungs- bzw. Bildungswissenschaft keine eindeutigen Definitionen, sondern nur unterschiedliche Perspektiven gibt, werden Sie auch hier sehen, dass nicht eindeutig zu bestimmen ist, was Menschen zu Kindern oder Jugendlichen macht und wie sie als Adressaten pädagogischer Tätigkeiten zu bestimmen sind. Es geht hier vor allem darum zu reflektieren, welchen Blick man auf Kinder, Jugendliche oder Erwachsene einnimmt, wenn man sie im Kontext pädagogischen Handelns betrachtet. Sie werden in dieser Kurseinheit auch eine Reihe unterschiedlicher pädagogischer Handlungsfelder kennenlernen. Dieser Darstellung wird die Frage vorangestellt, wie professionelles pädagogisches Handeln zu bestimmen ist. Und ? Sie werden es ahnen, auch dafür gibt es aus wissenschaftlicher Perspektive keine einfache Lösung. Die Antwort funktioniert leider nicht nach dem Schema: Wenn ich als Pädagog*in das oder das tue, dann ist das richtig und ?professionell‘. Da pädagogisches Handeln auf Menschen bezogen ist, mit unterschiedlichen Voraussetzungen, Bedürfnissen und Erfahrungen, werden Sie hier kein ?Rezeptwissen‘ finden, wie in den einzelnen Feldern richtig zu handeln ist. Vielmehr finden Sie hier Anregungen, um darüber nachzudenken, wie denn ? trotz dieses ?Technologiedefizits‘ der Pädagogik ? ein Begriff, auf den Sie auch in den Kurseinheiten 2 und 3 treffen werden ? professionelles pädagogisches Handeln zu fassen sein könnte. Die Darstellung der verschiedenen Handlungsfelder führt sie dann immer zunächst knapp in die Geschichte ihrer Entstehung ein und fragt nach den institutionellen Entwicklungen sowie der gegenwärtigen Verfasstheit. Zudem wird für jedes Handlungsfeld nach den Anforderungen an die Praktiker*innen und den Strukturen pädagogischen Handelns gefragt. Diese Kurseinheit macht Ihnen überblicksartig deutlich, wie ausdifferenziert die pädagogischen Handlungsfelder mittlerweile sind und wie sie aus einer erziehungs- bzw. bildungswissenschaftlich betrachtet werden können. Gleichzeitig bekommen Sie implizit einen Einblick in zentrale Befunde erziehungswissenschaftlicher Forschung, die sich auf Adressaten und Felder professionellen pädagogischen Handelns bezieht.
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