Fakultät Kultur- und Sozialwissenschaften
Lehrgebiet: Politikwissenschaft I: Staat und Regieren
 
Empirische Demokratieforschung - Eine Einführung (SoSe 16)
Das Semester dieser Veranstaltung ist beendet.
grundlegende Überarbeitung: Sommersemester 2016 Umfang: 5.0 SWS
nächster geplanter Einsatz: -keine Angaben vorhanden- Autorinnen und Autoren
Teilnahmevoraussetzungen Beschreibung
Beschreibung
KursbeschreibungDas letzte Jahrzehnt im ausklingenden „Zeitalter der Extreme“ (Hobsbawm) ließ die Demokratieidee weltweit triumphieren und nüchterne Wissenschaftler auf dem Weg in ein neues Jahrtausend vom „Ende der Geschichte“ (Fukuyama) träumen. Inzwischen ist die Euphorie aber weitgehender Ernüchterung gewichen. Auf der einen Seite muss sich die Demokratie als politische Ordnungsform nach wie vor im Wettbewerb der Systemalternativen behaupten, sieht sie sich von alten und neuen Feinden bedroht und mit gewaltigen Herausforderungen von innen und außen konfrontiert. Auf der anderen Seite ist demokratisches Regieren im Nationalstaat voraussetzungsvoller, anspruchsvoller und störanfälliger geworden. Nicht nur die so genannten „jungen“, in der modernen Demokratiegeschichte erst kürzlich entstandenen Demokratien leiden unter verschiedenen Defekten, sondern auch die als etabliert geltenden demokratischen politischen Systeme. Zudem sind im Laufe von Regimewechselprozessen in den vergangenen zwei Jahrzehnten politische Systeme entstanden, die auf ihrem Weg von der Autokratie hin zur voll entwickelten Demokratie stecken geblieben sind. Obwohl inzwischen ein beeindruckend großer Teil der Weltbevölkerung zu Anhängern der Demokratieidee gezählt werden kann, besteht also auch mehr als 25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer kein Grund für übertriebenen Optimismus bezüglich der Durchsetzungschancen der demokratischen Regierungsform. Vor dem Hintergrund einer neu belebten Debatte um die Zukunft der Demokratie gibt Ihnen der Studienbrief eine grundlegende Einführung in das Themengebiet der Empirischen Demokratieforschung. Zunächst werden Sie sich mit einigen wichtigen theoretischen und konzeptionellen Grundlagen beschäftigen. Dabei geht es nicht nur um die einfache wie schwierige Frage, was Demokratie eigentlich bedeutet, sondern ebenso um verschiedene Widersprüche, die in der Idee der Demokratie selbst angelegt sind, aber auch aus dem Spannungsverhältnis von Anspruch und Wirklichkeit demokratischer Regierungsweise resultieren. Daran anschließend werden Sie mit wichtigen Forschungsansätzen innerhalb der Empirischen Demokratieforschung Bekanntschaft schließen. Sie werden zentrale Erkenntnisse zu den Entstehungs-, Konsolidierungs- und Funktionsbedingungen demokratischer politischer Systeme kennenlernen. Zudem werden Sie etwas darüber erfahren, welche Instrumente entwickelt wurden, um Demokratie zu „messen“ und welche Ideen debattiert werden, um die Frage, was eigentlich eine „gute“ Demokratie ist, wissenschaftlich zu beantworten. Darüber hinaus lernen Sie Theorieansätze und Erklärungsmodelle kennen, die sich mit der Praxis demokratischer Regierungsweise beschäftigen. Es geht dabei zum Beispiel um einen bahnbrechenden Versuch, die institutionelle Vielfalt der Demokratie zu typologisieren und die Konsequenzen unterschiedlicher Demokratieformen für den Politikoutput zu verifizieren. Sie werden sich aber zum Beispiel auch mit der Frage auseinandersetzen, warum in manchen Demokratien Reformen sehr viel schwerer umzusetzen sind als in anderen demokratischen politischen Systemen. Und Sie werden einen wichtigen Forschungsansatz kennenlernen, der den Bürgerinnen und Bürgern, also auch Ihnen, eine bedeutsame Rolle für die Funktionstüchtigkeit und Überlebensfähigkeit einer Demokratie zuschreibt. Am Ende der vertieften Auseinandersetzung mit den Inhalten dieses Studienbriefes werden Sie hoffentlich zwei Dinge besser verstehen: Erstens entwickeln Sie ein Verständnis dafür, dass und warum die Demokratien dieser Welt mit vielen Widersprüchen leben müssen – und offensichtlich auch ganz gut damit leben können. Zweitens wird Ihnen aber auch klarer werden, dass Widersprüche nicht nur den Nährboden für viele Konflikte bilden, die eine Gesellschaft ernsthaft herausfordern und sogar überfordern können, sondern dass Widersprüche auch eine wichtige Antriebskraft für Fortschritt und Entwicklung sind.
Betreuung
Betreuende Liste der Campus Standorte bzw. Studienzentren

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