Philosophische Anthropologie (SoSe 20)
Das Semester dieser Veranstaltung ist beendet.
grundlegende Überarbeitung: Sommersemester 2019 Umfang: 2.0 SWS
nächster geplanter Einsatz: -keine Angaben vorhanden- Autorinnen und Autoren
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Beschreibung
KursbeschreibungDie Entfaltung des Problemfeldes Anthropologie geschieht im systematischen Teil mit Blick auf die Fülle von Disziplinen, die jeweils auf ihre Weise nach dem Menschen fragen und dem damit sich verbindenden Problem, daß die jeweiligen Antworten auf die Frage: „Was ist der Mensch?“ nicht nur sehr unterschiedlich ausfallen, sondern einander mitunter auch widersprechen. Um sich in einer argumentativ vermittelten Weise als Philosophische Anthropologie zu positionieren und zu den Bereichsanthropologien ins Verhältnis zu setzen, müssen eine Reihe von philosophischen Voraussetzungen zur Sprache gebracht werden, zu denen insbesondere die Herausarbeitung des Unterschiedes von Philosophie und Wissenschaft hinsichtlich ihres thematischen und methodischen Vorgehens gehören. Während ein Vorbegriff von Philosophie im Anschluß an Kants Weltbegriff der Philosophie am Leitfaden seiner Hauptfrage: „Was ist der Mensch?“ entfaltet wird, wird das spezifische Vorgehen der Wissenschaft mit Blick auf die Charakteristika Empirie, thematische Reduktion und methodische Abstraktion entwickelt. Von diesen Voraussetzungen her läßt sich zeigen, daß das, was Menschsein heißt, von wissenschaftlichen Teilgebieten ausgehend nicht bestimmt werden kann - wissenschaftliche Anthropologie wird zur Ideologie, welche philosophische Kritik herausfordert. Der Studienbrief führt diese kritische Aufgabe mit Bezug auf die Grenzüberschreitungen der Biologie aus, wobei im Zentrum dieser Auseinandersetzung mit dem Versuch einer biologischen Wesensbestimmung des Menschen Konrad Lorenz und seine Schule vergleichender Verhaltensforschung stehen. In seinem philosophiegeschichtlichen Teil ist es das Ziel des Studienbriefes, das Programm moderner nichtspekulativer Philosophischer Anthropologie am Beispiel der Positionen von Max Scheler, Helmuth Plessner, Adolf Portmann und Arnold Gehlen in seinen Grundlagen und Widersprüchen zur Sprache zu bringen. Für diese Variante Philosophischer Anthropologie ist der Versuch kennzeichnend, das Wesen des Menschen in vergleichender Abhebung von der Daseinsform des Tieres zu klären und die Frage nach dem Menschen auf der Grundlage des Wissens, welches die verschiedenen Wissenschaften vom Menschen erarbeitet haben, zu stellen. Aus diesem Widerspruch zwischen einer grundsätzlich philosophischen Fragestellung und dem Versuch ihrer Beantwortung auf dem Boden empirisch ausgerichteter Einzelforschung resultieren eine Reihe ganz spezifischer Schwierigkeiten, welche die neuzeitliche Anthropologie von Scheler an begleiten. Ihre weitere Entwicklung läßt sich als sukzessives Abgehen vom philosophischen Anspruch beschreiben, die sie beherrschenden Spannungen und Widersprüche, die in Plessners dialektisch gefaßten anthropologischen Grundgesetzen ihren Höhepunkt erreichen, werden dadurch aufgelöst, daß der bestehende philosophische Anspruch zugunsten einer immer stärkeren Beschränkung auf Empirie und Biologie (Gehlen: Anthropobiologie) aufgegeben wird, aus einer philosophischen Disziplin, die sich in der Frage nach dem Menschen der Wissenschaft zuwendet, wird im Laufe ihrer geschichtlichen Entwicklung zwischen Scheler und Gehlen eine Disziplin, die sich von der Philosophie abwendet und das Feld der Biologie überläßt. Zusammenfassend ergibt sich, daß die Frage: „Was ist der Mensch?“ nicht den Wissenschaften überlassen werden darf, sondern eine genuin philosophische Aufgabe bleibt, die nicht das Thema einer ihrer Disziplinen, wie etwa der Philosophischen Anthropologie, sondern das systematische Zentrum des Philosophierens selbst ist. Im Rückbezug auf Herder, der die ihm nachfolgenden Positionen deshalb überragt, weil er den Menschen als Sprachwesen begreift, wird mit Bruno Liebrucks in ersten Schritten der Weg zu einer philosophischen Überwindung des Programms neuzeitlicher Anthropologie auf eine „Philosophie von der Sprache her“ angedeutet.
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