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Beschreibung |
KursbeschreibungIm 16. und 17. Jahrhundert kam es in den meisten europäischen Staaten zur Konzentration zentralstaatlicher Macht: gestützt auf Bürokratie und Beamtentum, stehendes Heer, Hofsystem und Sozialdisziplinierung gelang es der monarchischen Gewalt, sich gegenüber den traditionellen Trägern herrschaftlicher Aufgaben und Rechte durchzusetzen. Unter dem Stichwort des 'Absolutismus' ist dieser spezifisch europäische Weg der Herausbildung des 'modernen' Staates seit langem ein zentraler Gegenstand der historischen Forschung und Lehre. Zugleich aber zählt der Absolutimus zu den umstrittensten historischen Konzepten. Dass die staatliche und gesellschaftlichen Realität der europäischen Staaten der frühen Neuzeit in umfassender Weise durch die absoluten Monarchen bestimmt worden sei, ist seit langem fraglich. Indem sich die neuere Forschung nicht nur auf das staatliche Handeln konzentriert, sondern auch das wirtschaftliche und soziale Alltagsleben der 'Untertanen' einbezieht und dabei die Perspektive der zentralstaatlichen Überlieferung durch den Blick auf andere Quellengattungen erweitert hat, haben sich die Zweifel an der Tragfähigkreit des Absolutimusbegriffs verstärkt. Manche Historiker halten den Absolutimus für einen Mythos und plädieren dafür, den Begriff - zumal als Bezeichnung für eine ganze Epoche - aufzugeben.
Der Kurs dokumentiert die wichtigsten Ergebnisse der neuere Forschung zum Absolutismus, einerseits im Hinblick auf den sachlichen Ertrag , andererseits aber auch im Hinblick auf offene Forschungsfragen und kontroverse Einschätzungen. Dadurch vermittelt er neben solidem Fachwissen zugleich einen Einblick in die Schwierigkeiten und die Zeitgebundenheit historischer Begriffsbildung, die im Lichte des laufenden Forschungsprozesses immer wieder korrigiert und modifiziert werden muss. Der Kurs umfasst drei Teile: eine Darstellung mit ausführlicher Bibliographie (KE 1), einen Quellenteil (KE 2) und einen umfangreichen Reader mit Beiträgen aus der Forschungsliteratur (KE 3). |
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