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Beschreibung |
KursbeschreibungDie Frage der Wahrnehmung von Angehörigen unterschiedlicher Zivilisationen sowie der aus diesen Wahrnehmungen folgenden praktischen Einstellungen gehört zu den zentralen Themen der gegenwärtigen kulturellen und politischen Debatte. Die Geschichtswissenschaft kann dazu einen Beitrag leisten, indem sie die Entstehung und Entwicklung von Bildern vom "Fremden" untersucht. In diesem Kurs geht es zunächst darum, wie Europäer die alten Hochkulturen Asiens gesehen und beurteilt haben. Darüber hinaus wird das theoretische Konzept der "Kulturellen Grenzen" eingeführt, das einen neuen Zugang zur Geschichte der europäischen Expansion eröffnen und tiefer in die Problematik des Kulturkontakts führen soll. Hierbei geht es vor allem um die Frage, wie Europäer in Situationen des Kontakts mit "fremden" Gesellschaften ihre eigene Identität stabilisierten, wie sie in Theorie und Praxis zu diesem Zweck auch Abgrenzungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden vornahmen. Insgesamt soll der Studienbrief am Beispiel der vorkolonialen Beziehungen zwischen Europa und Asien verdeutlichen, von welchen historischen Faktoren der Wandel der Fremdwahrnehmung, der ebenso zu stereotypisierender Verzerrung wie zu einer realitätsnahen Weltauffassung führen konnte, geprägt wurde, welche Wechselwirkungen dabei eine Rolle spielten und welche Auswirkungen auf die "wahrgenommenen" Gesellschaften zu beobachten sind.
Der Kurs besteht aus vier Einheiten. Während die erste eine theoretische Einführung in den Problemkreis bietet, wobei auch Beiträge von Nachbarwissenschaften berücksichtigt werden, sind die folgenden Kurseinheiten drei ausgewählten Fallbeispielen zum Thema gewidmet. Zunächst wird die europäische Sicht der islamischen Zivilisation vom frühen Mittelalter über die Kreuzzüge und die Auseinandersetzung mit den osmanischen Türken bis zur Aufklärung verfolgt, ohne jedoch die Perspektive der muslimischen Gegenseite zu vernachlässigen. Die dritte Kurseinheit ist einem in vieler Hinsicht entgegengesetzten Fall gewidmet, nämlich den Kenntnissen und Vorstellungen, die man in Europa seit etwa 1500 vom fernsten Osten, also von Japan, besaß. In der letzten Kurseinheit geht es schließlich um die protestantische Mission in Indien während des 18. Jahrhunderts, wobei die Perspektive verstärkt auf die Auswirkungen europäischer Tätigkeit in Asien und die daraus entstehenden Rückwirkungen gelenkt wird.
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