Literatur und Moderne um und nach 1900 (SoSe 21)
Das Semester dieser Veranstaltung ist beendet.
grundlegende Überarbeitung: Sommersemester 2020 Umfang: 8.0 SWS
nächster geplanter Einsatz: -keine Angaben vorhanden- Autorinnen und Autoren
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KursbeschreibungKurseinheit 1: Ästhetik und Kunsttheorie der Moderne Diese Kurseinheit stellt spezifische Kennzeichen moderner Literatur (und anderer Kunstformen) vor. Wenn „Ästhetik“ nach Hegel eine „Philosophie der Kunst“ sein soll und er damit den jede Kunst übergreifenden Aspekt der sinnlichen Wahrnehmung übergeht, dann wäre es unstatthaft, viele der hier zur Sprache kommenden Positionen der Ästhetik zuzuordnen. Allgemeiner muss man von „theoretischen Reflexionen auf Kunst“ sprechen. Zumeist wollen die hier vorgestellten Positionen, abgesehen von der Adornos, gar keine Philosophie oder Ästhetik mehr sein und versuchen, sich künstlerischen Phänomenen strikt wissenschaftlich zu nähern (Freud, Gehlen, auch Marx). Sie wenden sich zum Teil explizit gegen die Ästhetik und versuchen, ihr Denken über Kunst auf eine andere Grundlage zu stellen (Heidegger). Zuletzt ist zu fragen, ob es aussichtsreich sein könnte, die alte ästhetische Frage nach dem „Was“ (Was ist ein Kunstwerk? – Was ist Kunst?) durch die Frage nach dem „Wie“ zu ersetzen. Wie wird Kunst zu einem sozialen Faktum? Wie kommuniziert Literatur? Geschlossen wird daher mit einer Betrachtung der Kunsttheorien des sprachanalytischen Philosophen Arthur Danto und des Soziologen Niklas Luhmann, die der Frage nach dem kommunikativen Status von Kunst, vor dem Hintergrund, dass sie nicht mehr essentialistisch zu definieren ist, besondere Aufmerksamkeit geschenkt haben. Kurseinheit 2: Literatur und Verfahren „Der Begriff des Verfahrens ist zentral für jede Form der Literaturanalyse. Als literaturwissenschaftliche Kategorie wurde er im Rahmen des russischen Formalismus im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts entwickelt. Zwar lässt sich diese Kategorie auf jede Art von Literatur anwenden, in dieser Kurseinheit um geht es jedoch um literarische Texte der Moderne, bei welchen der Begriff des Verfahrens in besonderer Weise relevant ist, weil ein explizites und beschreibbares Verfahren bei der Produktion der jeweiligen Texte eine Rolle spielte. Anhand von Beispielen – vom Dadaismus bis zur konkreten Poesie, vom inneren Monolog bis zum Lipogramm – werden die verschiedenen Ebenen und Formen vorgestellt, auf denen regelgeleitete Verfahren in der modernen Literatur zum Einsatz kommen.“ Kurseinheit 3: Franz Kafka: Die Aufgabe der Deutung Kein literarischer Text versteht sich von selbst und keiner lässt sich endgültig verstehen. Um diese Herausforderung an die Literaturwissenschaft nachzuvollziehen und ihre Konsequenzen zu bedenken, eignen sich in besonderer Weise die Texte von Franz Kafka (1883–1924), über die Theodor W. Adorno (1903–1969) schrieb: „Jeder Satz spricht: deute mich, und keiner will es dulden“. Über die Texte keines deutschsprachigen Autors wurde so viel geschrieben wie über Kafkas Texte, und in unzähligen dieser Forschungsbeiträge wird explizit darauf hingewiesen, dass diese Texte auch mit der jeweils vorgeschlagenen Deutung ihre grundlegende Rätselhaftigkeit nicht einbüßen. In der Kurseinheit werden eine Reihe von methodischen Zugängen zu Kafkas Texten vorgestellt und deren Verhältnis zueinander behandelt. Im Spannungsfeld von Handschriftenlektüre, Literatur- und Diskurstheorie erweisen sich Kafkas Texte als komplexe ästhetische Gebilde, die durch die literaturwissenschaftliche Analyse an Wert gewinnen und im besten Falle ihren Reiz und ihre Fähigkeit zu überraschen behalten. Kurseinheit 4: Krise und Kritik: Walter Benjamins Theorie und Poetik der Moderne Die Kurseinheit stellt den Philosophen und Literaturkritiker Walter Benjamin (1892–1940) als theoretischen und literarischen Autor vor, der die Modernebewegung am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Artikulation einer grundlegenden Krise von Wahrnehmungsweisen und ihrer künstlerischen Formgebung beschrieben hat: Benjamin zufolge ist die Moderne nicht nur eine Phase des gesellschaftlichen und ästhetischen Umbruchs, sondern zugleich das Ende jeglicher Möglichkeit, die Wahrnehmung der Welt in Form geschlossener Erzählungen wiederzugeben. Damit wird Diskontinuität zum entscheidenden Kennzeichen von Geschichte und Literatur. Die Kurseinheit rekonstruiert diese Stoßrichtung von Benjamins Denken mit Blick auf seine theoretischen Entwürfe zu Gedächtnis, Erinnerung und Tradition im Spiegel der modernen Medienentwicklung und analysiert vor diesem Hintergrund Benjamins eigene Versuche, Gesellschaftsgeschichte und Lebenserinnerungen unter den Bedingungen der Moderne zu rekonstruieren. Auf diese Weise wird Benjamins Theorie der Moderne als Grundlage für die kritische Theorie einerseits, für gegenwärtige Theorien des medialen Wandels andererseits, kenntlich. Kurseinheit 5: Paul Celan Paul Celan gilt als der bedeutendste deutschsprachige Dichter des 20. Jahrhunderts. Der Akzent dieses Kurses liegt auf seiner Poetologie, deren Radikalität eine Herausforderung für jeden Sinn- und Weltentwurf bedeutet, nicht nur für den der Literaturwissenschaft. Verschiedene methodische Ansätze (Positivismus, Strukturalismus, biographische, literarhistorische, intertextuelle Methode etc.) werden im Verlaufe der Analysen verschiedener Gedichte eher beiläufig reflektiert und zeigen – auf der Folie der hier an Poesie herangetragenen Fragestellung nach ihren jeweiligen produktionsästhetischen Bedingungen und einem ihrer methodischen Korrelate, der Textgenese – ihre Möglichkeiten und Grenzen. Das Moment der Selbstreflexion moderner Dichtung steigert sich bei Celan zur Infragestellung ihrer Möglichkeit überhaupt. Kurseinheit 6: Lyrik in der Moderne Die Kurseinheit verknüpft systematische und literaturgeschichtliche Fragestellungen: In einem ersten Schritt werden verschiedene Versuche einer Definition der Gattung „Lyrik“ vorgestellt und diskutiert, was die Lyrik in der Moderne kennzeichnet. Das empirisch angeleitete Verständnis, was ein Gedicht sei, wird in einem zweiten Schritt am Beispiel von Gedichten Stefan Georges auf den Ebenen des Sprachgebrauchs, des Reims und der Versifikation erprobt. Die Lyrik Georges wird in einem dritten Schritt im Rahmen einer Mediengeschichte in den Blick genommen: Die Analysen fokussieren auf die Materialität von Schrift und Sprache sowie auf die Performanz des Gedichtvortrags. Abschließend werden an ausgewählten Gedichten von ‚Klassikern der Moderne‘ (Hugo von Hofmannsthal, Stefan George, Bertolt Brecht) exemplarische Lektüren angestellt, die aufzeigen, wie die Kursinhalte in konkreten Lektüren operationalisiert werden können. Allerdings sind diese Lektüren keine Anwendungen einer Methode, die Anleitung gäbe, wie Gedichte zu interpretieren seien. Vielmehr versuchen sie zu demonstrieren, dass Gedichte bzw. die in ihnen angelegten Problemstellungen zu Lektüren herausfordern, die zwar eingeübt, nicht aber allgemein vorgegeben und festgelegt werden können.
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