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Beschreibung |
KursbeschreibungDie Formierung der europäischen Moderne ist auf mehrfache Weise mit der nichteuropäischen Welt verbunden. Zum einen wurde, was man in Europa als "modern" und "zivilisiert" empfand, teilweise in Kontrast zum "Despotischen" und "Heidnischen" formuliert, das als charakteristisch für Asien oder Afrika galt. Zum anderen dominierte das Europa, das sich im Laufe des langen 19. Jahrhunderts modernisierte, ökonomisch, politisch, technisch und kulturell in zunehmendem Maß die übrige Welt. Was sich in Europa als Moderne formierte, wurde jenseits der kontinentalen Grenzen nicht nur, aber auch - und möglicherweise sogar vorwiegend - als Imperialismus wahrgenommen. Diesem Verhältnis Europas zur übrigen Welt widmet sich die erste Einheit des Kurses. Während sie global angelegt ist, vertiefen die übrigen Einheiten exemplarisch an Einzelfällen aus Asien verschiedene Formen, in den sich die europäische Moderne in Übersee auswirkte. Die Philippinen dienen dabei als Beispiel für eine jahrhunderte währende, formelle europäische Herrschaft über ein asiatisches Land. Kulturelle Elemente spielten dabei sowohl beim Aufbau wie bei der Stabilisierung politischer Macht eine wichtige Rolle, und die Identität der Philippinen wurde dadurch unübersehbar geprägt. Diesem Fall von "formal empire" standen im 19. Jahrhundert in China informelle koloniale Techniken gegenüber. So genannte "ungleiche Verträge", Kanonenboote, aber auch die Mission lieferten den westlichen Mächten das nötige Instrumentarium, um Interessen politischer oder ökonomischer Natur auch ohne den Aufbau eines formellen kolonialen Herrschaftsapparates sichern zu können. Die europäische Moderne artikulierte sich nun aber nicht nur in Dominanz über formell oder informell kontrollierte Regionen, sie lieferte auch Modelle und Vorbilder, die in der außereuropäischen Welt eigenen Bedürfnissen angepasst werden konnten. Der Blick auf Japan zeigt, dass es möglich war, Elemente dessen, was europäische Moderne ausmacht, zu adaptieren und zu "inkulturieren". So gelang es, imperialistische Zugriffe abzuwehren, politische Unabhängigkeit zu sichern, einen wirtschaftlichen Aufstieg zu bewerkstelligen und gleichzeitig kulturelle Traditionen zu bewahren, obwohl das Land einen tief greifenden Wandel in allen Lebensbereichen durchlief. |
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