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Objektorientiertes Programmieren
Lehrgebiet Datenverarbeitunghstechnik
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3.4 Anwendungsfallbeschreibungen

3.4

Anwendungsfallbeschreibungen

Die grafische Darstellung von Anwendungsfällen allein bietet keine ausreichende Informationsbasis, um danach einen gezielten Programmentwurf anzufertigen. Wir müssen auch die Abläufe, von denen jeder Anwendungsfall abstrahiert, mögliche Abweichungen von Standardabläufen und die Bedingungen, unter denen ein normaler oder abweichender Ablauf angestoßen wird, festlegen.

Definition 3.4-1: Szenario

Wir nennen eine einzelne Abfolge von Aktionen, d.h. einen Ablaufpfad in einem Anwendungsfall, ein Szenario.

Szenarien beschreiben aktuelle Arbeitssituationen. Ein Szenario, das die Sicht der Anwender wiedergibt, fasst das zu entwickelnde Systems als schwarzen Kasten (engl. black box) auf. Die innere Arbeitsweise des System bleibt den Anwendern verborgen, von Interesse ist allein das externe Systemverhalten, wie es sich aus der Sicht eines Anwenders darstellt. Das Augenmerk liegt bei dieser Perspektive auf typischen Interaktionen zwischen Benutzern und dem Anwendungssystem.

Szenarien spielen in der objektorientierten Programmierung eine wichtige Rolle. Sie tauchen in verschiedenen Entwicklungssituationen auf, etwa bei der Aufstellung der Anforderungen oder bei der detaillierten Bestimmung der Verhaltensspezifikation eines neuen oder eines zu verändernden Anwendungssystems.

Auf einer detaillierteren Betrachtungsebene, zum Beispiel während des Entwurfs, benutzt man Szenarien dazu, die Interaktion zwischen Softwarekomponenten darzustellen. Hier liegt das Augenmerk auf der Beschreibung der Art und Weise, wie die jeweilige Aufgabe unter Verwendung von Arbeitsmitteln und Arbeitsgegenständen erledigt werden kann [Züllighoven98].

Eine tabellarische Darstellung der Szenarien, die alle möglichen Interaktionen zwischen einem Anwendungsfall und den mit ihm kommunizierenden Akteuren beschreiben, ergänzt deshalb die grafische Darstellung eines Anwendungsfalls.

Definition 3.4-2: Beschreibungsschema für Anwendungsfälle

Für die Beschreibung der in Anwendungsfällen auftretenden Interaktionen werden wir das in Tabelle  3.4-1 angegebene Schema verwenden.

Tab. 3.4-1: Beschreibungsschema für Anwendungsfälle

Im folgenden Schema sind nur an den nicht fett angegebenen Stellen entsprechende Eingaben vorzunehmen

Anwendungsfall

Bezeichnung

Kurzbeschreibung

 

Beteiligte Akteure

Kürzel

...

Bezeichnung

...

Auslöser, Vorbedingungen

Aktion oder Ereignis, das den Anwendungsfall auslöst

Ergebnis, Nachbedingungen

Ergebnis der Interaktion
 

Ablauf, Interaktionen

Nr.Akteur / System Kurzbeschreibung der einzelnen Schritte eines erfolgreichen Ablaufs, der entweder mit der auslösenden Aktion oder dem Eintreten der Vorbedingung beginnt und mit dem gewünschten Ergebnis oder dem Eintritt der erwarteten Nachbedingung endet; dabei sollte immer ein Tätigkeitswort verwendet werden
.........
 

Erweiterungen, alterative Interaktionen

Nr.Akteur / System Bedingung, die zur Erweiterung des Hauptablaufs führt, sowie Angabe der entsprechenden Aktion oder der Bezeichnung eines untergeordneten Anwendungsfalls
.........

Beschreibungen nach diesem Schema enthalten:

  • eine Bezeichnung des Anwendungsfalls;

  • eine Kurzbeschreibung;

  • die beteiligten Akteure;

  • die Angabe eines auslösenden Ereignisses;

  • Ergebnisse oder Bedingungen, die sich nach Abschluss des Anwendungsfalls ergeben;

  • eine Ablaufbeschreibung in einzelnen Schritten, wobei jeder Schritt durch eine der beiden folgenden Ereignisse bestimmt wird:

    - eine Aktion und den an diesem Anwendungsfall beteiligten Akteur (oder das System) oder

    - ein Zeitereignis, das den Anwendungsfall auslöst;

  • Ausnahmen und alternative Abläufe zusammen mit den Bedingungen, unter denen sie bearbeitet werden;

  • offene Punkte und Fragen, die mit der Auftraggeberin oder dem Nutzer noch nicht abschließend geklärt werden konnten;

  • Bezugsdokumente.

Der schematische Aufriss in Tabelle  3.4-1 wird uns helfen, keine wesentlichen Anteile einer Anwendungsfallbeschreibung zu vergessen und die Beschreibungen verschiedener Entwicklerinnen zu vereinheitlichen.