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Objektorientiertes Programmieren
Lehrgebiet Datenverarbeitunghstechnik
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5.3 Realität und Modell

Definition 5.3-1: Objekt

Die objektorientierte Programmierung bezeichnet die Abbilder konkreter Gegenstände und Träger individueller Rollen in Entwurfsdokumenten und Programmen als Objekte.

Beispiel 5.3-2: Objekt

Ein VW Golf mit seiner eindeutigen Fahrgestellnummer oder einem bestimmten Kennzeichen ist ebenso ein Objekt wie ein Mietvertrag, der konkrete Personen- oder Fahrzeugdaten umfasst, ein Ausweisdokument, eine bestimmte Person in der Rolle einer Sachbearbeiterin oder ein ganz bestimmter, mit einer individuellen Kennung versehener Roboter.

Bei der Modellbildung vereinfachen wir die Komplexität realer Objekte durch die Konzentration auf wesentliche Eigenschaften und Fähigkeiten. Mit Fähigkeiten meinen wir mögliche Formen des Umgangs mit den Objekten.

Im Zusammenhang mit dem Autoverleihgeschäft interessieren uns nur die Merkmale eines Mietvertrags, die für die Berechnung und Begleichung der Kosten und die Verfolgung missbräuchlicher Nutzung entscheidend sind. Dazu gehören z.B. die Identität und Kreditkartennummer des Kunden, das Kennzeichen des Fahrzeugs, der Kilometerstand, Datum und Uhrzeit sowie Füllstand des Tanks bei Zu- und Abgang. Auf welcher Art von Trägermaterial der Vertrag abgedruckt ist, welche Farbe und Größe der Vertrag aufweist, dass man den Vertrag falten oder zerknüllen kann, sind Eigenschaften und Formen des Umgangs, die nicht von Belang sind.

Nun wäre es sehr mühsam, wollte man alle Objekte eines Anwendungsbereichs in ihren Eigenschaften und Fähigkeiten einzeln angeben und programmieren. Es sind einfach zu viele, und zahlreiche Objekte weisen auch Ähnlichkeiten auf, die wir bei der Abstraktion nutzen können.

Reflektieren wir noch einmal die verschiedenen Begriffe, die in den Spielszenen verwendet werden, so stellen wir drei Dinge fest:

1.

Einige Gegenstände, wie etwa der Nissan Sentra und der Mercedes-Benz A-Klasse-Wagen, können in Bezug auf bestimmte Merkmale wie Länge, Innenraumgröße, Verbrauch und Preis als gleichartig aufgefasst werden, während das Fahrzeug, das Herr Schneider ausleiht und der zugehörige Mietvertrag so gut wie nichts gemein haben.

2.

In vielen Gesprächen wird gar nicht über konkrete Gegenstände, sondern über Kategorien oder Klassen von Gegenständen geredet. Der Begriff „Kompaktfahrzeug“ bezeichnet nämlich eine Preiskategorie im Verleihgeschäft, in die der Nissan und der A-Klasse-Wagen fallen. Mittelklassewagen und Van bezeichnen dagegen andere Preiskategorien.

3.

Die Kategorien „Kompaktfahrzeug“, „Mittelklassewagen“ und „Van“ weisen selbst wieder wenigstens ein gemeinsames Merkmal auf, das sie von der Kategorie „Lastkraftwagen“ unterscheidet: Sie dienen der Personenbeförderung, während Lastkraftwagen zur Lastenbeförderung eingesetzt werden.